Journal

3. Oktober 2020

INTERVIEW: ASP SPRICHT ÜBER **HERUMOR**

Wer könnte Asp besser über sein neues Side-Project Herumor und das Debut-Album "Eine Liebe nicht weniger tief" ausfragen als die Fans? Richtig, niemand. Heute könnt ihr seine Antworten in einem ausführlichen Interview lesen:


Worin lag für Asp der Hauptgrund bzw. der Vorteil, ein Nebenprojekt zu gründen? (Timo P.)
Asp: Warum macht man Projekte? Der Hauptgrund ist natürlich die pure Lust gewesen, mich neben ASP noch in einem folkigeren Projekt austoben zu dürfen. Ich habe mein Nebenprojekt genauso gegründet wie damals das Hauptprojekt: aus purer Leidenschaft für das Genre. Freilich tragen beide Projekte meine ganz persönliche Handschrift, ob man das nun als Vor- oder Nachteil empfindet, aber ich arbeite ja auch mit einem anderen Team zusammen, was zusätzlich eine andere Klangästhetik fördert.
Ob sich dadurch weitere Vor- oder Nachteile ergeben, wird sich zeigen. Ob sich durch die etwas weniger düsteren Themen mehr Leute dafür begeistern lassen oder sich ihnen dadurch eine etwas einladendere Tür öffnet, durch die sie Zugang zu meinen Werken finden können, wage ich nicht zu prognostizieren. Nun fällt mir jedoch ein großer Vorteil ein: Mit Herumor bin ich an keinerlei fremd auferlegten Zeitpläne und Deadlines gebunden. Bei ASP ist das ja ein wenig anders.
Ich hoffe, ich habe die Frage richtig verstanden und zur Zufriedenheit beantworten können.

Der Fremder Zyklus neigt sich dem Ende ... wird es einen neuen, ins Thema greifenden Zyklus geben, oder wird "Herumor" perspektivisch "ASP" ablösen? (Torben F.)
Asp: Ohne nun zu viel verraten und über eine ganze Schachtel ungelegter Eier sprechen zu wollen:
Nach dem Fremder-Zyklus wird es einen weiteren Erzähl-Zyklus geben, so die Gesundheit und die Kraft mich nicht verlassen. Dieser wird dann gemeinsam mit dem Schmetterling und Fremder einen Kreis schließen. Aber ich werde den dritten Zyklus nicht direkt im Anschluss an „Fremder 5“ veröffentlichen, denn ich möchte mit ASP zunächst einige andere Ideen umsetzen. Dies zeigt schon mehr als deutlich: ASP wird auch weiterhin mein Haupt-Projekt bleiben, ich habe wahnsinnig viel vor und an einen wie auch immer gearteten Rückzug auf ein Folk-Altenteil ist nicht zu denken. Ich mache Rock, weil ich es liebe, ich habe ein Folk-Projekt, weil ich es liebe. Musikalisch polyamourös. Herumor soll ASP in keiner Weise ablösen!

Werden weitere Herumor Songs als Bildband separat veröffentlicht werden? (Timo P.)
Asp: Ich möchte das unbedingt weiter so handhaben wie bisher und habe die große Hoffnung, dass sich auch weitere Illustratoren und Maler für diese schöne Bilderbuchreihe finden. Und wenn es sich so ergibt, dann werde ich das auf jeden Fall fortführen, da es eine weitere große Leidenschaft von mir abdeckt.

Wählst Du schon beim Schreiben des Textes aus, zu welchen Zeilen des Liedes Bilder angefertigt werden sollen und wie diese ungefähr aussehen sollen oder lässt Du den Künstlern dabei freie Hand? (Nathaly A.)
Asp: Zu dem Zeitpunkt, wenn ich die Liedtexte verfasse, sind solche Überlegungen noch ganz weit weg. Zuerst kommt das Lied, dann erst das Buch. Alles andere würde mich beim Komponieren viel zu stark beeinflussen. Vielleicht wäre es spannend, mal ein Lied zu machen, bei dem ich gleich an die visuelle Umsetzung denke, aber momentan scheint mir das als eine Herausforderung, die ich aufgrund des Arbeitspensums eher auf einen späteren Zeitpunkt verschieben würde. Das erklärt übrigens auch, warum es zu einigen Herumor-Stücken kein Bilderbuch gibt. Manche halte ich weniger gut dafür geeignet, sie zu illustrieren. „Schneekönigin, wohin“ ist so ein Lied. Der zweite Teil der Frage ist übrigens recht einfach zu beantworten: unterschiedlich! Ich arbeite mit den verschiedenen Illustratoren so, wie es für die Erzählung und ihre Vorlieben am besten ist. Das entscheidet sich ganz individuell nach den Bedürfnissen dieser beiden Komponenten.

Holger Much zum Beispiel ist jemand, dem drückt man einen Liedtext in die Hand, dann verschwindet er damit in sein Atelier und kommt wenige Monate später mit einem fertigen Buch wieder heraus. Entsprechend gebe ich ihm natürlich gerne die Texte, die in sich schon eine sehr starke Erzählung tragen. Mit Timo Wuerz ist alles ganz anders. Für ihn schreibe ich immer ein ganz genaues Script, ganz gleich welche verrückte Erzählstruktur umgesetzt wird. Bei Fabia Zobel habe ich sowohl das eine als auch das andere schon gemacht. Während „Der Knochenmann, das Vöglein und die Nymphe“ im Grunde den Liedtext ganz geradlinig illustriert, haben wir bei „Zwielichtgestalten“ eine große Erweiterung der Lyrics geschaffen, die eine zusätzliche Dimension der Story erzeugen sollte. Und das dritte Projekt mit ihr … ups. Basiert gar nicht auf einem Herumor-Text, gehört hier also nicht wirklich hin. Hihi.

Wie ist dieses wunderschöne Cover des Albums entstanden? (Konstantin W.)

Asp: Zur Entstehung kann ich nichts sagen, das bleibt das Geheimnis des Fotokünstlers. Was ich aber dazu sagen kann, ist, dass ich über dieses Bild vor einigen Jahren gestolpert bin, als Alex Storm mir die Seite von Justin Peters im Netz zeigte. Er macht wirklich grandiose Sachen (Justin, nicht Alex), aber als ich dieses Bild gesehen habe, war ich schockverliebt und hatte eine Gänsehaut, die mehrere Tage anhielt. Es dauerte noch Jahre, bis ich dann endlich eine Gelegenheit hatte, ihn anzuschreiben und zu fragen, ob ich es für mein Herumor-Album lizensieren dürfte. So habe ich bisher nie gearbeitet, aber ich wusste, wir sind füreinander bestimmt, dieses Bild und ich. Das klingt nun irgendwie Stalker-mäßig, bitte den letzten Satz streichen ;)

Wird es zukünftig ggf. auch reine Herumor Konzerte geben? Oder bleibt es ab und an bei einzelnen Stücken zu besonderen ASP-Touren? (Kati M.)
Asp: Ach, Konzerte. Ein sehr, sehr bitteres Thema. Aber ich will die Frage mal so beantworten, als spielten äußere Einflüsse keine Rolle. Bisher sind keine Konzerte mit Herumor geplant. Ich würde wahnsinnig gerne Herumor-Konzerte geben, aber ich fühle mich einer zweiten so großen Anstrengung derzeit nicht wirklich gewachsen. Denn die Konzertplanung, die Logistik und die großen Investitionen, die dafür nötig sind, die sind zumindest zum jetzigen Zeitpunkt für mich nicht leistbar. Außerdem muss man auch einfach abwarten, ob es in Zukunft überhaupt noch ratsam sein wird, solche Risiken bei einem neuen, nicht etablierten Projekt einzugehen. Das muss die Zeit nach Corona in einer veränderten Live-Landschaft erst zeigen.
Aber wenn es so weit kommen sollte, dann strebe ich eine strikte Trennung zwischen ASP und Herumor an. Wenn ich eins aus dem Asps Von Zaubererbrüdern-Debakel gelernt habe, dann ist es, dass es besser ist, es nicht zu stark durcheinander zu würfeln. Das heißt nicht, dass es völlig ausgeschlossen ist, mit Herumor mal einen ASP-Song im Gepäck zu haben, aber lieber schreibe ich noch einige schöne Stücke für Herumor und warte, bis ich genug für eine eigene Setlist zusammenhabe. Das klingt nun erstmal wahrscheinlich wie eine Fehlentscheidung, denn warum sollte man den Bekanntheitsgrad der ASP-Songs nicht nutzen, aber langfristig halte ich es für die bessere Lösung für alle Beteiligten.

Das erste Album trägt den Beinamen "Zwielichtgeschichten I". Das lässt darauf schließen, dass weitere Alben zumindest vorgesehen sind. Gibt es hierzu schon Ideen, Vorstellungen, Pläne oder liegt das alles noch in unabsehbarer Zukunft? (Konstantin W.)
Asp: Ja. Die ersten Song-Ideen dafür existieren bereits, und ich werde sicher auch in einigen Wochen wieder an einem konkreten Stück arbeiten, aber zuerst ist das neue ASP-Album dran, das nun meine (relativ und für meine Verhältnisse) ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen soll.

Wie hat das Kind seinen Namen bekommen? Wieso wurde dieses Zweitprojekt ausgerechnet HERUMOR (Quenya: Schwarzer Herr) getauft? (Katrin L.)
Asp: Genau so. Es ist nach Tolkiens Begriff benannt. Passt doch auch wie die Faust aufs Auge, nicht wahr?

Bist du nicht schon komplett ausgelastet mit ASP, den Merchandisingunternehmen usw.? Oder bist du einfach ein fleißiges Bienchen mit unendlich vielen Ideen? (Nina R.)

Asp: Ich bin ein fleißiges Bienchen mit unglaublich vielen Ideen. Manchmal fühlt sich mein Kopf sogar so an, als wäre dort ein ganzer Bienenschwarm mit Ideen. Ich bin natürlich mehr als ausgelastet mit meinen Jobs. Aber manchmal schlägt einfach der Künstler in mir zu, schiebt alle anderen beiseite und vergisst dabei, dass alle zusammen in einem einzigen Körper wohnen, welcher bis zur totalen Erschöpfung getrieben wird. Bitte kein Mitleid deswegen!

Was fühlst du, wenn du an Herumor arbeitest/gearbeitet hast? (Christian D.)
Asp: Das kommt sehr drauf an, welche Arbeit daran es gewesen ist. Aber meistens empfinde ich eine Mischung aus Erschöpfung und Erfüllung, wenn ich an einem Projekt gearbeitet habe.

Bezogen auf die wunderschönen Bücher zu den Zwielichtgeschichten: gibt es einen Künstler mit dem du gern zusammenarbeiten würdest? (Steffi E.)
Asp: Da gibt es viele. Ein absoluter Traum wäre Alessandro Barbucci. Sein Strich ist so unglaublich elegant und schön, ich liebe seine Arbeiten. Aber auch Benjamin von Eckartsberg könnte ich mir gut vorstellen. Und natürlich die klassischen Tolkien-Künstler Howe und Lee. Man wird ja noch träumen dürfen … Oder Dave McKean für etwas schön Verrücktes oder Gris Grimly. Hach, ich könnte stundenlang aufzählen.

Wonach wählst du den Künstler aus, der deine Texte in Bilder umsetzen darf? Oder schreibst du gar Texte zu bereits vorhandenen Gemälden, die dann nur weiter vervollständigt werden? (Grit H.)
Asp: Ähm. Interessante Idee, kann mir aber nicht vorstellen, dass das so umsetzbar ist. Erst kommt die Geschichte, dann die Umsetzung in Bildern. Die Künstler habe ich auf ganz verschiedene Weise kennengelernt. Timo Wuerz kenne ich ja bekanntlich seit dem Pleistozän, Holger und ich kennen uns aus der „Szene“ und Fabia hat mir Timo vorgestellt. Alles ganz natürlich gewachsen.

Der Albumtitel „Eine Liebe nicht weniger tief“ hat mich wunderschön eiskalt erwischt. Wie kam er zustande? (Alessandra M.)
Asp: Er flog mir einfach so zu, dieser Titel. Ich dachte mir, es sei ein phantastischer Name für das Werk, um dem Hörer Raum für seine eigenen Interpretationen und Gefühle zu lassen. Die ersten Reaktionen lassen vermuten, dass dieser Plan aufging.

Beschreibe "Eine Liebe nicht weniger tief" mit einem Duft. (Lily M.)
Asp: Waldbodenduft im Frühling.

Welche der Geschichten auf dem Album hat dich vielleicht selbst überrascht - eine Wendung genommen, die du nicht vorhergesehen hast, zum Beispiel? (Lily M.)
Asp: Eigentlich überraschen mich die meisten meiner Geschichten während ihrer Entstehung. Sehr ausgeprägt geschah dies allerdings bei „Achte meiner Liebe nicht“, der eigentlich als eine Art „Königskinder“-Variation begann und sich dann im Schreibfluss doch wieder in eine wahrhaftige Anderswelt- und Fantasy-Story verwandelt hat. Ich bin sehr glücklich darüber.

In deinem Logbucheintrag zu „Abyssus 2 (Musik)“ thematisierst du, wie Musik das innere Kind emotional berühren kann. Du hoffst, dass es dir mit deiner Musik gelingt eben dieses bei anderen auszulösen. Nun meine Frage an dich, kann es auch vorkommen dass du von deinen eigenen Songs so berührt wirst? (Svenja G.)
Asp: Das kann und muss vorkommen. Ich halte es sogar für nötig, um unverstellt und ohne Gängelband von fremden Einflüssen meine Geschichten und Lieder „aufzuspüren“. Aber es ist genauso notwendig, zu einem bestimmten Zeitpunkt des Arbeitens dieses Gefühl festzuhalten und dann ganz erwachsen damit weiterzugehen, ihm ein Zuhause zu bauen.

War es von Beginn der Zwielichtgeschichten der Plan, alle Lieder zusammen auf ein Album zu packen oder entstand die Idee dafür erst später? (Joe L.)
Asp: Nun, ganz zu allererst und vor gefühlt tausend Jahren sollte daraus ja ein Asps Von Zaubererbrüdern-Album werden. Dann allerdings ließ ich die Idee einige Jahre komplett los und hatte gar nicht so fokussiert im Blick, eine ganze Sammlung von diesen Liedern zu einem Album zu vereinen. Aber ganz klar: Ich bin eben doch ein alter Alben-Fan (z.B. Nachtalben, hüstel), und irgendwie fühlte sich das Projekt unvollständig an. Und da viele davon ausgehen, dass die Veröffentlichungsform Album und ganz speziell der Tonträger CD in den kommenden Jahren langsam verschwinden wird, wuchs in mir der Wunsch immer stärker. Denn ich wollte unbedingt eine CD und eine Vinyl von diesen schönen Stücken in den Händen halten. Inklusive Artworks.

Werden über die Geschichten in den Liedern, die noch nicht in Buchform existieren, auch noch Bücher entstehen? (Joe L.)
Asp: Wie oben erwähnt: Nicht alle eignen sich gleich gut für eine Bebilderung. Ich denke, ein Bilderbuch von „Rüstzeug“ wäre auch absolut nicht jugendfrei. Ich denke, es wird auch in Zukunft bei Herumor immer Songs geben, die als Buch vorab erscheinen, und welche, die danach eben auf dem Album ohne Bilderbuch dazukommen werden. Eigentlich ja auch eine wunderschöne Art der Veröffentlichung. Ich habe aber auch von unzähligen Menschen gehört, die die Bücher haben links liegen lassen und die sich nun einfach das Album holen. Wahrscheinlich wäre denen sogar ein Download ausreichend. Das wird es ja für die Musik-Puristen ebenfalls geben.

Hast du besondere „Rituale“ beim Texte schreiben? (Lara W.)
Asp: Für Rituale habe ich keine Zeit. Ich setze mich lieber hin und schreibe los.

Woraus schöpfst du Energie und Inspiration? (Lara W.)
Asp: Ich schöpfe meine Energie aus Spaziergängen im Grünen in Hundebegleitung. Inspiration schöpfe ich aus jedem Atemzug und aus allem, was mir begegnet. Niemand ist unbeeinflusst von äußeren Eindrücken, ich auch nicht. Aber oft sind es die umherstreifenden Gedanken, die sich zu einer Geschichte verdichten. Ich pflücke sie aus der Luft, lasse sie mir vom Wind einflüstern, bringe sie mit aus einem Traum.

FORTSETZUNG FOLGT…
Erfahrt im zweiten Teil des großen Fan-Interviews, wie Asp seinen Arbeitsplatz gestaltet, wie unordentlich er ist, welche "Bettgeschichten" es bei bei der Entstehung des Albums gab und vieles mehr!

Die Fragen wurden gestellt von Mitgliedern der Facebook-Gruppe ASP – eine magische Verbindung

FOTOS: Heilemania