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17. März 2017

Pausen-Musik

Pausen-Musik
Weltpremiere: Asp macht Ferien.
Vorher jedoch Album und Tour!


Ich kann es selbst kaum glauben. Aber es stimmt. Ich werde so etwas Ähnliches wie eine Pause machen. Wie kommt es dazu?

Nun. Ich hole mal tief Luft und gleichzeitig etwas weiter aus: weil ich wissen möchte, wie das geht! Wiss- und lernbegierig, wie ich nun mal bin, wollte ich einfach mal erfahren, wie sich das anfühlt. Scherz beiseite … Ich kann es nicht länger verheimlichen: Ich bin ein Getriebener. Ich habe in den vergangenen Jahren in atemberaubendem Tempo und mit einem Ozean von Herzblut Alben veröffentlicht und hatte zudem noch viele tolle Nebenprojekte wie zum Beispiel eine zweite Band (die es leider mittlerweile nicht mehr gibt, hört, hört!), verschiedene Bücher, Comics und was weiß ich noch alles. Da fragte sich der ein oder andere mal mehr, mal weniger wohlwollend und stets ungläubig (in Einzelfällen auch neidisch): Wie macht er das, und wo nimmt er das alles her? Es ist ganz einfach. Zu meiner Verteidigung: Ich bin kein Workaholic. Aber ich bin extrem fleißig und stets bereit, mit meinem Einsatz immer noch ein wenig mehr zu geben. Hingabe ist alles, und alles ist Hingabe.

Aber diese Schlagzahl lässt sich nur aufrechterhalten, wenn man bereit ist, bei allem anderen im Leben deutliche Abstriche zu machen. Da bleibt so einiges liegen. Nur man selbst nie. In den letzten Jahren hat das teilweise etwas extreme Züge angenommen. Ich habe mich daran gewöhnt, keinerlei freie Wochenenden mehr zu haben, zu arbeiten, auch wenn ich eigentlich krank im Bett liegen sollte, und so weiter und so fort. Sieben Tage die Woche viel zu viele Stunden am Tag.
Augenaufschlag! Im Herbst 2016 kam die sehr gesellschaftskritische „Ich bin ein wahrer … GeistErfahrer“-Tour. Eine tolle Herzensangelegenheit und grandiose Sache für uns. Ich ertappte mich bei all den wichtigen, richtigen und ernst gemeinten Ansagen und Anliegen ausgerechnet an einer gänzlich unerwarteten Stelle selbst bei einem Anflug von unabsichtlicher „Unaufrichtigkeit“. Ausgerechnet beim schönen Glaubensbekenntnis „Carpe noctem“ geschah es. Ich fragte mich plötzlich, ob ich mich nicht der „Sünde Scheinheiligkeit“ schuldig mache, wenn ich ständig verordne, die Hörerschaft solle „den Tag nutzen“, ich selbst allerdings …? Da mir jede Form von Doppelmoral zuwider ist, musste ich doch ehrlich hinterfragen: „Wein predigen und Wasser trinken?“
Ja. Ich nutze auch die Tage und sogar die Nächte, um meinen schöpferischen Leidenschaften nachzugehen, welche ich danach meist oft bereitwillig unters Volk bringe und teile. Und das will ich auch weiterhin tun können. Dazu braucht’s aber mal eine Verschnaufpause. Es ist einfach zu viel liegen geblieben, um das man sich langsam auch kümmern muss, bevor „alles zu spät ist“. So ein Mensch hat schließlich – und das bestimmt ja im Normalfall mit den Drang, ständig weitermachen zu wollen – auch eine Endlichkeit mit sich herumzuschleppen. Und diese spielt nicht nur in den Liedern eine Rolle, sondern ebenso im ganz realen Leben und Alltag. Nach einigen sehr eindeutigen Alarmsignalen habe ich nun beschlossen, endlich eine kleine Pause anzuvisieren. Von langer Hand geplant sozusagen.

Warum nicht gleich? Wäre es nicht besser gewesen, nach den beinahe schon flutartigen Veröffentlichungen erstmal langsam zu machen? Eigentlich ja. Aber es geht nicht. Wücho? Ganz einfach: Ich war noch nicht bereit. Aus ganz plausiblen Gründen.

Zum Beispiel war ich zu lange im Hotel.

Ich hatte mich total auf das Verfallen-Thema eingelassen. Sogar den kompletten Look habe ich verändert, eine Art „Method Acting“, um mich als Forscher ganz im Astoria zu verlieren. (Einige Fans fanden das fast noch befremdlicher als die Geschichte selbst. Was muss, muss, Leute!) Obwohl in die krass-gruselige Beziehung von Paul und Astoria viel Emotionales einfließen durfte, bemerkte ich sehr schnell, dass sich viel musikalisches Von-der-Seele-Schreiben aufgestaut hat im vergang’nen Jahr…

Und so unglaublich es auch klingen mag: Das muss nun raus. Fremder III heißt nicht umsonst „ZUTIEFST“. Es will raus. Es muss raus. Ja. Hier darf gerne an die berühmte Alien-Szene von Ridley Scott gedacht werden! Das Album will so dermaßen geschrieben werden wie schon lange nichts mehr.

Aufbruchstimmung herrscht. Nun muss es raus!

Und deshalb wird im Herbst die Pause eingeleitet – mit einem Paukenschlag! Denn wir veröffentlichen am 27. Oktober das zwölfte Studio-Album von ASP! Und das feiern wir mit einer richtig tollen, vollwertigen Rock-Tour zum neuen Werk, bevor wir uns tatsächlich für einige Monate aus dem Geschehen zurückziehen.
Ich hoffe, ich kann auf euch alle zählen? Sehen wir uns vor der Pause? Darf ich mir ein lauthals donnerndes „Ja“ vorstellen?


Und dann darf es tatsächlich eine Weile etwas stiller werden. Ich möchte mal wieder die „Insel der Elfen“ besuchen, muss dringend liegen Gebliebenes erledigen, tief durchatmen, um dann mit neuer Kraft weiterzumachen. Ja, es muss auch ein bisschen gegrübelt werden, das gebe ich zu. Ein bisschen darüber, wie das alles weitergeht in den wahrhaftig nicht einfachen Zeiten für Musikschaffende. Einiges muss hin und her gedreht werden, neu bewertet… eigene Vorgehensweisen und die anderer auf den Prüfstand gestellt werden. Die eigenen Werke wollen auch mal gehört und selbst genossen werden, und es muss sich auch mal daran erfreut werden. Das haben sie verdient! Und meinen berühmt-berüchtigten Projekte-Schrank werde ich radikal ausmisten. Manche Dinge werden wohl verbrannt, andere werden herausgeholt und …vermutlich wieder weggesperrt.
In Ruhe und mit viel Bedacht!

Und der NZL-Stapel muss dringend niedriger werden, sonst werde ich darunter noch begraben. Das geht ja nun auch nicht. Und mal eine neue Bleibe suchen, damit die vielen Geschenke nicht immer so weit getragen werden müssen, hihi. Und mal ein paar Freunde treffen.

Ich merke schon. Es wird viel zu tun geben in meinen Ferien!
Aber vorher machen wir alle gemeinsam nochmal richtig einen drauf.

Ich freue mich.
Auf alles.

Asp