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15. April 2011

ASP bei Facebook – Kollidierende Welten

Asp

Neulich machte mich ein Bekannter auf eine kleine Hetzrede eines Kerls im Netz in irgendeinem Forum aufmerksam. Dieser konnte ASP mal wieder so gar nicht leiden. Kommt ja total oft vor und ist mir eigentlich egal. Irgendwann muss man lernen, mit dem Schmutz irgendwie klar zu kommen, mit dem der Mob einen gerade im Internet ständig aus dem Schatten bewirft.

Dennoch musste ich ein wenig grinsen, denn der Bengel machte sich darüber lustig, dass die Meldung, ASP hätten jetzt eine neue Website, in Zeiten von Facebook und Twitter ja wohl total anachronistisch sei. Ich freute mich. Da wollte jemand was Gemeines sagen über mich und hat es auf den Punkt getroffen. Touché, Fremder!
Ich rufe aus: Ja, das bin ich!

Es ist eines meiner schrecklichsten Dilemmata! Die moderne Welt macht mir Angst und ich muss dennoch nicht nur in ihr leben, nein, ich muss sie mir sogar, um meinen Lebenstraum vom Künstlerdasein zu erfüllen, als Werkzeug zu eigen machen! Denn ohne das Internet und ohne die in der Usergunst ständig wechselnden Netzwerke kann man gar nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit bekommen, um seine Kunst an den Mann, pardon, die Leute zu bringen.
Ergo: Ich füttere selbst die Maschine, die mich bedrückt. Ich fühle mich so unendlich fremd.

Ja. Ich bin so durch und durch anachronistisch, dass es weh tut!
Moderne Zeiten. Nein, damit spiele ich nicht auf den Grafen an, sondern auf den unsterblichen Chaplin. Ich verrate mal etwas: Einige meiner Lieblingsdinge auf der Welt sind unter dem Einfluss von Modernitätsangst und dem Verweigern des uneingeschränkten Technikglaubens entstanden. Zum Beispiel J. R. R. Tolkiens Romane. Es ist mir ein Rätsel, wie dessen „Herr der Ringe“ das am zweithäufigsten gelesene Buch der Welt sein kann, und dennoch die meisten Menschen die Erde lieber ausbeuten als sie für unsere Nachkommen zu erhalten. Vielleicht dürfen noch immer zu wenige Menschen lesen lernen und dann lesen, was sie möchten? Ich sag’s ja. Es gibt zu viele böse Müllermeister auf der Welt. [Oder sie wollen nicht und treiben sich stattdessen im Internet herum ;) so wie wir gerade]

Ich glaube, sogar mein Zugehörigkeitsgefühl zur Schwarzen Szene basiert zu einem ganz gewaltig großen Teil auf diesem Gefühl, nicht in diese Zeit zu passen. Ich meine natürlich den Teil der Szene, der sich mit solcherlei Gefühlen überhaupt noch auseinandersetzen mag. Seht her, wir tragen Trauer…

Nun ja. Ich habe mich dennoch breitschlagen lassen (gewisse Kreise meinen, dies sei bei meinem Körperbau nicht wirklich anstrengend gewesen), eine ASP-Seite bei Facebook zu etablieren. Schließlich muss man ja heutzutage so manchen Kompromiss eingehen, um noch ein paar Echt-Tonträger loszuschlagen. Lange Einleitung, kurzes Fazit: Die Plattenfirma drängelte und ich sagte: Naaaa guuuut!

Allerdings nur unter der Bedingung, dass die Lesefreudigen bei Facebook Bescheid bekommen können, um dann dennoch auf meine Homepage zu kommen, um den Rest zu lesen. Nur für mein verschwindend geringes bisschen verbliebenen Stolzes, hehe. Ja, ich bin übertrieben widerspenstig gewesen, ich weiß.

Aber Twitter habe ich dann doch abgelehnt. Jawohl. Jemand, der in meinem Alter noch lernen möchte, wie man schön und gut schreibt und dann twittert,… tut mir echt leid, das ging nicht. Bitte nehmt es mir nicht übel!

So. Nun habe ich wieder ordentlich nachzudenken über mein anachronistisches Lebensgefühl und der daraus erwachsenen Zwickmühle.
Übrigens: Ich schreibe hier nur so für mich. Wenn es jemandem nicht gefällt: Kein Problem, Daumen hoch!

Übrigens gibt es eine ganze Menge ASP-Facebookseiten. Die sind aber alle nur dafür da, anderen Leuten ihre 15 Minuten Ruhm zu bringen.
Unsere, die einzig echte und autorisierte, ist unter dieser Adresse zu finden:

http://www.facebook.com/AspsWelten

Ich glaube, ich lese zur Beruhigung nun ein paar Zeilen aus „The Picture of Dorian Gray“ oder versuche, einen anderen blöden Witz zum Thema Facebook zu erfinden. Ich melde mich dann wieder: Ehrlich!